Der Wolf ist in unseren Wäldern wieder heimisch geworden und breitet sich langsam von Ost nach West aus. Im Ökosystem übernimmt er als Raubtier und Aasfresser die wichtige Aufgabe, den Bestand an Beutetieren stabil und gesund zu halten. Damit konkurriert er mit den Jägern, die sich seit der Zeit, in der die Wölfe in unseren Breiten ausgerottet waren, diesen Aufgaben widmen.
Wölfe leben im Rudel
Der wissenschaftliche Name des Wolfes lautet Canis lupus. Canis, das ist der Hund. Der Wolf ist mit dem Hund, wie wir ihn kennen, sehr eng verwandt, denn er ist der Ahnherr aller Hunde. Er lebt hauptsächlich in Rudeln mit 12 bis 36 Artgenossen in einem Revier, das er gegen fremde Gruppen mit aller Kraft verteidigt. Die Größe der Rudel und der Reviere wird vom Nahrungsangebot bestimmt.
An der Spitze des Rudels stehen das männliche und das weibliche Alphatier. Diese Tiere paaren sich einmal im Jahr. Die anderen Mitglieder sind die Jungen aus den zwei bis drei letzten Würfen. Geschlechtsreife Nachkommen verlassen das Rudel und streifen auf der Suche nach einem neuen Revier und einer Partnerin einsam umher. Finden sie beides, gründen sie ein neues Rudel. Zuweilen schließen sich einsame Tiere für eine gewisse Zeit einem fremden Rudel an, sofern sie geduldet werden. Finden sie dort eine Partnerin verlassen sie das Rudel wieder und gründen mit dieser Wölfin eine neue Familie. Mit der Besetzung neuer Reviere breiten sich die Tiere aus.
Das Zusammenleben im Rudel erweist sich bei der Jagd auf Beutetiere als vorteilhaft. So können Tiere erlegt werden, denen ein einzelner Wolf kräftemäßig unterlegen ist. Das gemeinsame Vorgehen setzt eine soziale Struktur im Wolfsrudel und eine Verständigung durch Laute, Mimik und Körperhaltung voraus. Viele dieser Signale werden noch von den Haushunden verwendet. In der sozialen Struktur helfen die älteren Jungtiere, ihren kleinen Geschwistern Verhaltensweisen und Jagdstrategien zu vermitteln.
Ernährung der Wölfe
Wölfe ernähren sich von Beutetieren, von Aas und von Früchten. Sie gehören zu den Allesfressern. Als Beutetiere werden in unseren Breiten vor allem Rehe, Hasen, Rotwild, Wildschweine und kleine Säugetiere gejagt. In der Nähe von menschlichen Ansiedlungen reißen Wölfe auch Haustiere, vor allem Schafe und Rinder. Das führt zwangsläufig zu Konflikten zwischen den betroffenen Landwirten und Tierschützern, die sich um die Erhaltung der Wölfe bemühen.
Geschützte Wölfe
Noch sind die Wölfe vom Gesetz streng geschützt. Den Schutz versuchen Jäger und Viehzüchter zu lockern. Die einen fürchten den Verlust ihrer Tiere, die anderen ärgert die Konkurrenz und treibt der Wunsch nach Trophäen. Die Argumentation gegen den Wolf wird oft mit angsteinflößenden Mitteln und irreführenden Verallgemeinerungen geführt. Befürworter der Wölfe stützen sich meist auf konkrete Zahlen und Fakten zu Größe und Wachstum der Populationen, zum Verhältnis von Zwischenfällen mit und ohne Beteiligung von Wölfen oder zur Nahrungszusammensetzung, die sie aus den Ausscheidungen ermitteln. Erfolgversprechend ist, diese Fakten durch eine klare Herausstellung der unterschiedlichen Interessenlagen zu ergänzen. Vielen, die Entscheidungen treffen, fehlt die Übung im Umgang mit Fakten. Sie vertrauen deshalb gerne Scheinargumenten von Interessenvertretern.
Um die Konflikte zu entschärfen, wurde in Bundesländern, in denen sich Wölfe angesiedelt haben, ein Wolfsmanagement eingerichtet. Eine Aufgabe des Wolfsmanagements ist die Beobachtung der Tiere zur Ermittlung der Zahl vorhandener Exemplare, ihres Gesundheitszustandes und ihrer Wanderrouten. Diese Arbeit wird als Wolfsmonitoring bezeichnet. Daraus werden Maßnahmen für die Erhaltung der Wölfe abgeleitet.
Außerdem werden Empfehlungen für den Schutz von Haustieren, besonders von solchen, die auf Weiden leben, entwickelt. Diese Empfehlungen werden zum Teil in Vorschriften umgesetzt. Die Erstellung von Statistiken zu Schäden durch Wolfsangriffe und von Regeln für die Leistung von Schadensersatz gehört ebenfalls zu den Aufgaben im Wolfsmanagement.
Eine weitere Aufgabe besteht darin, Menschen über das richtige Verhalten beim Zusammentreffen mit Wölfen in der Natur zu informieren.
Fazit
Lernen wir von den Naturvölkern, die Wölfe respektieren und bewundern. Lassen wir die Wölfe leben.